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Bolesław Leśmian: Beflügelter Tag

Die Sonne erhellte zwei Abgründe, zwei Welten,
Wir waren in beiden ... Beflügelt kam der Tag.

Niemand starb an jenem Tag, niemand lauerte im Schatten ...
Ich entsann mich, weiß ich, eines sehr fernen Baches.

Du sprachst nicht mit mir, ich erriet deine Worte.
Da erschien er – plötzlich ... Der Eichenwald rauschte.

So unscheinbar klein ... Voll Dornen die Schläfen.
Am Rande des Weges – wir beide, wir knieten.

Am Rande des Weges, in heranflutenden Blumen.
Und wir staunten sehr über sein klägliches Kommen.

Wir entsagten gern in unserer Verwunderung.
Und er schaute und schaute ... Das Sein ward zum Wunder ...

Wir verstanden dies alles! Dass es so sein muss!
Dass es geht ohne Himmel. Dass es geht ohne Glück.

Kleiner werden und kleiner von zu viel Hingabe.
Und dies war eine Antwort, und es gab keine Frage.

Und von da an hielten wir für immer inne,
Und die Welt erschien wieder. Und die Zeit floss am Himmel.

Und du hast den Halm der Zeit ergriffen, um ihn kurz zu halten,
Und er schaute und schaute ... Voll Dornen die Schläfen.

© der dt. Nachdichtung bei Halina Nitropisch
In: Georg Schwikart (Hg.), Bist du das, Gott? Eine Spurensuche. Aussaat Verlag, Neunkirchen-Vluyn 2007
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