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Der Künstler nahm sich der beiden liebevoll an und, während er aus einem Repro-Bild mit Goldstift
ein Originalwerk zauberte, erzählte ihnen seinen Traum von der Schwerelosigkeit. Demnach
brauchte man im Universum kein Geld mehr. Überhaupt brauchte man dort so gut wie gar nichts mehr
– nicht einmal Nahrung! – nur das „Flüssige“ bliebe: „Schluss mit dem Verdauungsmenschen!“
Der Körper genese dort von allein, der Tod rücke in weite Ferne und störe uns nicht mehr.
Ein langes Leben ohne Sorgen stünde uns bevor ... – Ein Paradies?!
– Eben! „Die Wolken sind nicht der Tanzboden der Engel. Hier irrten die alten Meister.
Die Galaxie wird unser Lebensraum, die Schwerelosigkeit zur physischen Antwort
auf unsere metaphysischen Fragen ...“ Das Bild war vollendet und signiert.
– Hast du deine Spardose mitgebracht? Es geht nur im Tausch, sagte der ARTronaut
zu dem Jungen, und das Kind streckte ihm seine mit Kupfermünzen schwerbeladene Dose brav entgegen.
Der Künstler nahm sie dankend an und versprach, sie ordnungsgemäß zu e n t s o r g e n.
Was übrigens den Jungen nicht sonderlich schmerzte, da – wie er mich später aufklärte –
dies nicht die allerschönste Spardose war, die er geopfert hatte. Ich ging mit leeren Händen aus
– ich besaß keine Spardose; genauer gesagt – ich hatte noch nie eine besessen!
Es wird wohl an meinem Namen liegen. Dieses Trostpflaster verdanke ich einem Afrikaner.
Eines Tages verriet er mir, mein Name bedeute in seiner Muttersprache etwas. Neugierig fragte ich nach.
Jemand, der nichts besitzt, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. Nach einem kurzen Zögern
– vermutlich um die Wirkung seiner Worte abzuwarten – fügte er schelmisch hinzu:
Nichts, außer seinem Namen.

Nun, eine Frage bleibt offen: Und wie entsorgen wir den Begriff S p a r e n Herr Wilp?

© Halina Nitropisch In: Vestischer Kalender 2005, 76. Jahrgang,
Druck- und Verlagshaus Bitter GmbH & Co, Recklinghausen 2005
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