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Ich wusste bisweilen nicht, ob er in ewigem Frieden ruhte oder nur schliefe.
Die anthropomorphe Form kam immer dann besonders zum Vorschein, wenn wir von
dem westwärts liegenden Städtchen Arcos zurückfuhren. Einmal reisten wir Richtung
Osten. Das Gebirge von Grazalema, bis dahin durch das Städtchen Prado del Rey
verdeckt, lag vor uns am Horizont – ein schlafender Hermaphrodit.
Auf dem Gebirgskamm traten deutlich männliche und weibliche Attribute hervor.
Frappiert schaute ich hin und auf einmal tauchten aus der Tiefe meines
Gedächtnisses die Worte von Giambattista della Porta auf: "(...) die Welt ist
eine lebende Kreatur, überall sowohl Männliches wie Weibliches, und die Teile
des Ganzen paaren sich miteinander (...) aufgrund ihrer gegenseitigen Liebe."

Lola und Jose, unsere Gastgeber, hatten zwei Kinder. Dem Geschwisterpaar fehlten
Spielgefährten – die Gehöfte, verstreut wie die weißen Stickblumen auf den
Seidentüchern der Gitanas, lagen hügelweit voneinander entfernt. Manchmal riefen die
Beiden trotz der Entfernung zu den Nachbarn herüber, und der Wind trug ihre hellen
Glockenstimmen von Berg zu Berg. Wir waren für sie eine willkommene Abwechslung
und heißersehnte Spielkameraden. Ihre kindliche Dankbarkeit drückten sie auf einfache
Art und Weise aus, indem sie uns selbstgemalte Bilder schenkten. Darauf war die
allgegenwärtige Natur abgebildet: Berge, Pflanzen, Tiere und natürlich wir beide – La
Luna y El Sol. – "Yo te quiero, Jalima." "Yo te quiero, Leonardo." –
Die Idylle in diesem Garten Eden wurde nur von dem I-a-a auf dem ausgedörrten Feld
gestört. Alfonso, der Nachbar von Jose, versäumte es immer wieder,
dem Esel genügend Trinkwasser zu geben. Um seinen Durst zu beenden,
reichte Leonard ihm eimerweise das kostbare Getränk hin.
Verängstigt lief er fort, kam später zurück und trank alles aus.
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