zurück

Der Störfall oder
Die Phänomenologie des kollektiven Wahnsinns



BERLIN, 26. Juni (dpa) – Es geschah am helllichten Tage.
Sie gingen wie gewöhnlich ihrer Arbeit nach.
Im Atommeiler verlief alles normal. Dann plötzlich:

- „Störfall-Meldung – Alarmstufe 1!“ Die Suche war sofort im Gange.
Alle erdenklichen Ursachen wurden überprüft. Man fand nichts.
Nur die Störfall-Meldung selbst ... und das Gefühl einer Bedrohung blieben.

Das Heulen der Sirenen nahm kein Ende und der schrille Laut drang bis in die letzte
Hirnzelle. Die Nervosität griff um sich. Und dann geschah das Unfassbare:
- „Mein Gott! Was ist das da!?“ Entsetzen im Gesicht zeigte T. auf den Monitor
des Turbinenhauses. Dort am Stromerzeuger sahen wir etwas ..., ich weiß nicht,
wie ich das beschreiben soll, etwas Gespenstisches und Ekelhaftes zugleich.
Irgendein ‚Gespinst’ schien soeben geschlüpft, während andere bereits
ihre tintenfischartigen Tentakeln langsam ausbreiteten.
Alle Anlagen waren so dicht von den wabbeligen Körpern belagert,
dass deren Kette den Strom zu leiten begann.
- „Strom-Wesen!“ sprach A. und lachte auf eine Art,
die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Das Heulen der Sirenen stockte, bis es ganz verstummte.
Für eine Weile stand die Zeit still, und es kam mir vor,
wie der Einbruch von Ewigkeit.
weiter