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Die Strandung

Hitze und Trockenheit hielten seit Wochen an.
Ich beschloss, ins Schwimmbad zu fahren, obwohl
ich das Gedränge dort nicht leiden konnte, und ... erlitt Schiffbruch.
Besser: Ich lief auf Grund. Im Schwimmbecken war kein Wasser, statt dessen
waren Tische und Stühle aufgestellt. Die Besucher saßen in Reih und Glied
bei Kaffee und Kuchen. Die Wände des Beckens strömten den Geruch
des Desinfektionsmittels aus, mit dem alles Lebensfähige – selbst das Widerstandsfähigste –
in den Fugen und Rissen ausgemerzt wurde. Es hallte. Das Klappern der Teller und Tassen,
das Klirren der Gabeln und Gläser, umspült von Wortergüssen, durchsetzt mit Sinnabfällen –
all dieser akustische Schlamm floss aus allen Richtungen in die Ohrkanäle.
Zögernd nahm ich an einem Tisch Platz, an dem schon ein ausgemergelter Herr ungewissen Alters saß.
Er war dabei, den Kuchen, den ihm die Bedienung soeben serviert hatte, zu verschlingen.
Anfangs kam es mir fremdartig vor, im Badeanzug am Tisch zu sitzen, doch dieses Gefühl
verflüchtigte sich allmählich. »Sie wünschen?« »Ich nehme nur ein Wasser.«
Die Kellnerin kam bald mit dem Tablett und stellte es ab.
Die Flasche musste schon lange offen gestanden haben – die vom Rost angegriffene Kapsel
saß locker auf dem Flaschenhals wie ein Pilzhut, der Halsrand war abgesplittert.
»Das ist doch eine Zumutung ...« Meine Stimme stockte.
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